1. Augustrede 2011, Bäretswil

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1. Augustrede 2011, Bäretswil

Es freut mich sehr, dass ich das Jahr da dörf d 1. Augustred halte. Es isch ja nöd alltäglich, dass für so öpis de Pfarrer oder Pfarrerin iiglade wird.

Ich han mir dänn überleit, was ich als Pfarrerin a sonere Red für Gedankä chan mitbringe. Und als Pfarrerin chan ich wohl nöd andersch – aber ich han hüt es paar Gedankä zu eim vo dä bekanntiste Chilelieder mitbracht.

 

Die wo jetzt grad as „Grosser Gott wir loben dich“ oder a „so nimm den mein Hände“ dänked mueni entschüüsche. Eis Chilelied isch nämli no bekannter als die zwei grad gnännte.

De Schwiizerpsalm oder da ander Name vo derä Hymne isch: „Trittst im Morgenrot daher“.

 

Eusi Nationalhymne wird das Jahr 50gi. Im Jahr 1961 isch „Trittst im Morgenrot daher“,  dur en provisorische Bundesratsbeschluss zur Landeshymne erhobe worde. Dadevor hätsde Schwiizerpsalm aber scho 120 Jahr lang gäh und er hät zum beliebtischte Standartrepertoire vo dä Männerchör ghört. Dadedure dass d Männerchör de Schwiizerpsalm hüfig gsunge händ hät er sich sehr schnäll verbreitet.

 

Sini Entstehig verdankt dä Schwiizerpsalm anere zu däre Ziit ussergwöhnliche Fründschaft zwüsched em Zisterziensermöcht Alberich Zwyssig und em liberale Zürcher Publizist Leonhard Widmer. Dä Leohard Widmer hät ursprünglich es Gedicht gschriibe mit eme Text vo „Trittst im Morgenrot daher“ und er hät dänn de Mönch Zwyssig gfrögt eb er das Gedicht chöngi vertoone. Dä hät das au gmacht, hät aber zimli vill vom Text abgänderet, damits ufd Melodie passt.

 

Woni d Enstehigsgschicht vo eusere Nationalhymne echli aglueget han isch mir öpis, bsunders ufgfalle. „Trittst im Morgenrot daher“ isch usere Bewegig use enstande wo ide Schwiiz Einheit agstrebt hät. Det wo bis dethäre d Unterschiid zwüsched de Konfessione und de Kantön betont worde isch, isch es i dem Lied um das gange, wo alli Schwiizerine und Schwiizer mitenand verbindet.

 

Bis 1848 isch d Schwiiz politisch sehr glähmt gsi, will d Oberhoheit vo de Kantön e staatlichi Einheit verunmöglicht hät. Es hät kei gmeinsami Währig gäh...usw Und grad au zwüsched katholische und refomierte Kantön häts Striit gäh. I däre Ziit bewegt sich dä Widmer, wo sälber politisch aktiv gsi isch, für ihn sind d Mänscherächt, d Volkssouveränität und Gwaltetrännig sehr wichtig gsi fürs gmeinsame Zämeläbe.

 

Will uf dä organisierte politische Ebeni Einheit chum möglich gsi isch, händ vor allem jungi Manne versuecht Einheits z schaffä i däne Bereich womer ihne kei Gränze hät chöne setzte: Z.B. im gmeinsame Singe, Turne, Schüsse,...Und sie händ versuecht i denä Bereiche über d Kantons-  und d Sprachgränze us e Einheit z schaffä. Uf dem Nährbode hät dä Widmer sis Gedicht gschriibe, quasi als Programm vonere Bewegig wo d Schwiiz uf de Grundlage vo persönliche Freiheit, Mänscherächt, demokratische Entscheidige und religöser Verankerig hät wellä gseh.

Und dä wo alles Verbindet au über Konfessione us isch dä hocherhabene, herrliche, ewig liebende und menschenfreundliche Gott.

 

Es Chilelied, wod Schwiiz zämehebet – oder meh zämefüehrt – das isch s Ziel gsi. Einheit isch e grossi Sehnsucht vo de Mänsche vor 170 Jahr gsi.

 

Ich ha mi dänn gfröget was Einheit hüt no bedüütet? Gits e Volksidentität? Was wär das dänn?

 

Ide hütige plurale Gsellschaft, mit ganz underschiedliche Läbesstil, unterschiedliche Religione, unterschiidliche Nationalitäte, unterschiedliche Wert- und Läbesvorstellige wird’s immer schwieriger e Antwort ufd Frag nach Einheit z gäh. D Läbeswälte sind hüüfig so andersch und unterschiidlich. Das isch nöd schlächt – aber eifach andersch als no vor 50 Jahr und vilicht echli komplizierter.

 

Ide letschtä Täg hani mir immer wieder überleit, ebs dänn no öpis git wo Einheit schafft?

I han mi gfröged, wasi denn am meiste ade Schwiiz vermisst han woni für längeri Ziit ide USA gwohnt han. Ich han in Chicago gläbt und d Schoggi hani nöd vermisst, will Lindt Schoggi hani au det chöne chaufe – sogar Lindorchügeli. S Brot hani au nöd vermisst – will im richtige Lade gits au det feins chnursprigs Brot. Und für mini Fründe in Chicago hani immer mal wieder es Raclett oder es Fondue gmacht – au das hani det chöne chaufe – sogar Gerberfondue

 

S Einzige wos in Chicago würkli nöd gha hät sind d Hügel und d Berge gsi. Chicago isch sehr flach und de Allmä wär für die Lüüt in Chicago scho en riise Berg.

Wasi au vermisst han isch d Sprach gsi – einfach wiederemal Züridüütsch redä...

 

Aber nöd jedä Schwiizer und jedi Schwiizerin liebt Bergä und wie mir alli wüssed reded au nöd alii ide Schwiiz di gliichi Sprach – Drum quäled mir eus au mit em Franz ide Schuel. Und im Tessin oder Bündnerland simer denn doch wieder ufgschmisse. Und ich verstaht scho d Walliser und die im Friburgische wo so öpis wie düütsch reded nüme.

 

Wenn mir vo Einheit reded und vome Nationalbewusstsii müemer anderi Wert und Gmeinsamkeite sueche als Früehner. Sache wo die Verschiedeheite und die unterschiidlichi Weltuffassige zuelönd. Früehner isch z.B. Gott ä Verbindig gsi, wo fast all Schwiizerine und Schwiizer mitenand teilt händ, wiemer bi „Tritts im Morgenrot“ ghört.

 

Einheit ha und gmeinsami Identität sueche birgt au Gfahre i sich – es chan zu Usgränzig cho und inere Radikalisierig ände. Grad politisch erläbed mir oft e Radikalisierig und Polarisierig, e Wändi hii zum Extrem und das chan und dörf nöd e Lösig gsi. Radikalisierig schlüsst immer en Teil us, diskriminiert en Teil, und schüürt Wuet und wiiteri Radikalisierig vo andere Siite.

 

Z.B. ide Radikalisierig andere abzspräche Schwiizer z sii, will mer anderi Vorstellige oder die falsche Vorfahre het. Oder ide Radikalisierig, dass mer so offe isch, dass mer sini eigeti Identitä und Tradition verlügnet oder ganz vergisst. Oder e wiiteri Radikalisierig isch dass s Gäld so enorm wichtig isch und Erfolg am Iikomme gmässe wird. Oder d Radikalisierig wird au sehr düütlich im Fundamentalismus, wo egal eb bim Attentat in Norwege oder in Pakistan wo grad es paar Schwiizer entfüert worde sind, nur zu Gwalt füehrt.

 

D Frag isch, wie chömer Einheit ide Villfallt aastrebe ohni bi de Radikalisierig mitzmache und ohni anderi uszgränze.

 

Ich glaub ein Wert wo mir als Schwiizerine und Schwiizer chönd gmeinsam entwickle und wo wieder Einheit stiftet isch de Wille gäge e Radikalisierig und zwar i villne Belange.

 

Bide 4te Strophe vo „Trittst im Morgenrot daher“ hät de Autor de Widmer wellä dezue ufrüefe Unerschrockeheit z zeige, wenns drum gaht dä Lieder Tate folge z lah. Ja und er hät au wellä dazue ufrüefe überhaut Tate folge z lah.

 

Wenn mir Einheit suechet im Wille gäge e Radikalisierig heisst Tate folge z lah – mitenand im Gespröch sii und bliibe. Meinige ha und anderi Meinige stah lah. En gmeinsame Wäg z finde mitenand und bewusst uf e Wändi zum Radikale und Extreme verzichte – politisch, privat, religiös.

 

Ich glaub, dass wenn mir id Zuekunft lueged und eusem Land und de Mänsche wo drin Läbed wänd Sorg gäh dänn muess de Slogan sii: mitenand statt gägenenand.

 

Ich hoff, dass wänn mir nachher gmeinsam d Nationalhymne singed und wämer si bim nächste Fuessballspiel ghöred, mir eus dra erinnered: mitenand statt gägenenand.

 

Und das wünsch ich eus au allne hüt. Dass mir mitenand de 1. August chönd fiire und eus dadra froie.

 

Ufs Amen verzicht i jetzt hüt.